Im Krankenhaus

(12/2010)

Neun Uhr. Auftritt Chefarzt.

Freundlich. Mit Gefolge. Gibt die Hand mir.

Und kommt zur

Sache: Was wir sagen

können: Das ist: Wir

können sagen: Einen Tumor

haben Sie. Und

ziemlich groß. Dass Sie da

keine Schmerzen!

Unfassbar! Aber Sie sagen, hatten Sie

keine. Umdreht sich zum

Gefolge und das Gefolge

staunt. Angemessen.

Was für ein Tumor

genau: Wir wissen

noch nicht. Tumor in unserer

Sprache ist Geschwulst. Kann vieles

sein. Neutral. Erstmal.

Kein Grund, die

Flinte ins Korn. Und weiter spricht:

Sieht aus, als ob

Tumor hier einen großen

Teil des Knochens

infiltriert. Nichts

vormachen: Eigentlich macht guter

Tumor sowas nicht: Infiltrieren.

Guter den Knochen,

senkend die Stimme,

in Ruhe lässt.

Hier vielleicht ein Sarkom. Ich

nicke, weiß was das ist.

Er denkt, ich nicke nur

so, weil er spricht und

ich höre. Egal.

Wie weiter jetzt der Film?

Frage ich als Erste Nebenrolle.

Operation? Vielleicht. Abwarten. Erst

Untersuchungen noch. Und:

Neue Chemo! Heutzutage! Extra

gemixt! Passgenau!

Seien Sie froh,

dass Sie nicht hatten das

vor 15 Jahren. Dann …

Also abwarten und:

Kopf hoch. Wir sehen uns.

Später. Mit Luftzug alle raus.

Und sein Wort wird Tumor

und infiltriert.

Meinen Verstand. Schlimmer:

Mein Gefühl.

Vor Unerbittlichem stehend und

Stille.